Pferdegetrabe im Hohen Schloss
Im oberen Schlosse zu Füssen hörte man in früheren Zeiten oft nächtliches Pferdegetrabe vom Schosshof herauf dröhnen, dass es schien, es würde eine ganze Reiterschaft darin herum reiten. Alles war aber immer nur Blendwerk; denn wenn man nachsah, fand man den Hof leer. Vielleicht haben da alte geisternde Ritter ihr Wesen getrieben, dann auch sonst war es in dem Schloss nicht ganz sauber und sah man sogar bei geschlossenen Türen zuweilen einen Hund herum wandeln und dann wieder auf rätselhafte Weise verschwinden.
Möglicherweise äußert sich in dieser Sage, dass der Schlosshof der Ausgangsort für das "Wilde Heer" ist, welches dann entlang des Faulenbacher Tales über den Salober in Richtung Falkenstein fegt.
Im Bereich des Hohen Schlosses wurde eine Militärstation (foetibus) der römischen Besatzung bei Ausgrabungen gefunden. Die Besiedelung des Schlossberges geht vermutlich jedoch viel weiter in die Vergangenheit zurück. Das jetzt vorhandene Schloss war im Besitz des Bischofs von Augsburg. Im Hohen Schloss befand sich früher eine Marienkapelle. Jetzt ist die Schloss-Kapelle dem Hl.Veit geweiht. Sein Attribut ist ein Hund an einer Leine. Da der Hund auch in der oben genannten Sage erscheint, besteht hier wahrscheinlich ein Zusammenhang.
Vitus (Veit) ist einer der 14 Nothelfer. Er wird traditionell angerufen, wenn die Erkrankung des Veitstanz
auftritt. Dies ist eine der Epilespie ähnliche Nervenkrankheit mit ungewollten,
spastischen Bewegungen des gesamten Körpers, die sich willentlich nicht unterdrücken lassen.
Weil Vitus' Gedenktag (15. Juni) im Bereich der Sonnwende liegt, kann auch daran gedacht werden, dass hier ein Nachhall von extatischen Sonnwend-Tänzen seinen Niederschlag gefunden hat.