Der Schwarze Mann
Schwarzer Mann zwischen Füssen und Eschach, Feldkirche, St. Afra
In der Nähe der Feldkirche auf dem Weg nach Eschach war es zu früheren Zeiten nie ganz geheuer und hieß es immer, dass es da geistere. Man sah hier oftmals plötzlich einen schwarzen Mann auftauchen, der die Leute dann eine Strecke weit begleitete. Wenn man ihm aus dem Wege gehen oder auf die Seite treten wollte, ging er mit und manchem verstellte er überhaupt den Weg.
Ein Füssener, dem das auch einmal passierte, so das er nicht mehr weiter konnte, rief ihm aber laut zu:
"Im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, lass mich vorbei!" und sogleich war der schwarze Mann verschwunden und der Weg frei.
Manchmal sah man hier auch Lichter hin- und herschweben und tanzen, von denen man glaubte, sie rührten von dem Geiste her.
Die Sage ist bei der Feldkirche lokalisiert.
Die Feldkirche ist den augsburgischen Bistumsheiligen St. Ulrich und Afra geweiht. Sie liegt am Fuße des Galgenbichels.
Im 30-jährigen Krieg wird die Kirche stark beschädigt und 1724 in der heute vorhandenen Form von dem Baumeister Johann Georg Fischer wieder errichtet.
Jetzt liegt die Feldkirche dem Waldfriedhof gegenüber.
Die heilige Afra wurde 304 n. Chr. auf einer Lechinsel verbrannt. Sie stammt aus Zypern und war Dienerin der Göttin Venus. In Augsburg unterhielt sie ein Bordell, in dem sie Christen Schutz vor Verfolgung gewährte. Der Name Afra leitet sich vermutlich von einer dunklen Hautfarbe (Afrikanerin) her. Ihre Attribute sind Pinienzapfen, Baum und Feuer. Das Gedenken der hl. Afra wird am 7. August gefeiert.
Der Pinienzapfen ist in dem Kult der Magna Mater Kybele (Große Mutter Kybele) als Zeichen der Fruchtbarkeit bekannt. Der Kult, der ursprünglich aus Kleinasien stammt, war im ganzen römischen Reich verbreitet. In dem Wunsch nach einem Geliebten teilte sich Kybele in zwei Wesen. Das zweite Wessen wurde der Geliebte Attis. Da die Liebenden ursprünglich eine Person waren, hatten sie stets Sehnsucht nach Vereinigung.
Der Ort an der Feldkirche ist umgeben von Merkmalen, die in Verbindung mit Tod und Verwandlung stehen. (Galgenbichel, Friedhof, "schwarze" Heilige)
Der "schwarze Mann" in der Sage dürfte eine umgewertete Erinnerung daran sein, dass sich hier früher am Steilufer des Lechs ein Kultplatz befand, an dem man nicht einfach vorüber gehen durfte, sondern der Aufmerksamkeit und Verweilen für sich beanspruchte.
Lichterscheinungen stehen oftmals in der Verbindung mit Seelen, die umher irren, da sie keinen "Frieden" haben. Hier könnte es sich um die Seelen der Gehängten handeln. Hingerichtete Menschen, ebenso wie ungetaufte Kinder, durften nicht in der "geweihten" Erde eines Friedhofes bestattet werden. Sie waren dazu verdammt, beim Jüngsten Gericht in die Hölle gestoßen zu werden.
Die Gestalt des "Schwarzen Mann" ist eine sehr vielfältige Figur. Oft wird sie auch als Butz, Kapuzenmann oder Almputz beschrieben und war sehr gefürchtet, manchmal wurde sie mit dem Teufel oder dem Tod gleichgesetzt. In jüngerer Zeit ist aus ihr ein Kinderschreck geworden (es geht ein Bi-Ba-Butzemann in unserm Kreis herum). In Verbindung damit stehen auch die Begriffe putzen (lärmen), Apfelbutzen (im Apfel versteckt), Butzele (Kleinkind). Andere Varianten der Figur sind lärmende Kobolde oder Klopfgeister.