Steinernes Kreuz
Auf eine sehr merkwürdige Weise soll das uralte, mächtige Steinkreuz an die Landstraße südlich von Roßhaupten gekommen sein. Als man einst die Kirche zu Roßhaupten baute, war der Teufel darüber sehr böse. In seinem Zorn riss er vom nahen Säuling ein Stück ab, um den riesigen Steinblock auf die entstehende Kirche herunterzuwerfen und damit das gottgefällige Werk zu zerstören. Aber der Teufel hatte sich in selbiger Nacht etwas verspätet. Kurz ehe er Roßhaupten erreichte, begann das Aveglöcklein in dem bereits fertiggestellten Kirchturm zu läuten. Da aber war es aus mit des Teufels Macht; er musste den Stein fallen lassen. Zur Erinnerung an diesen Vorgang haben die Altvorderen ein mächtiges Kreuz auf jenem Block errichten lassen, den der Teufel selbst als Sockel herbeigetragen hatte.
Endrös/Weitnauer
In dieser Sage wird eine ausdrückliche Beziehung zwischen dem Säuling und der Kirche von Rosshaupten hergestellt. Die Kirche selbst steht am Rand einer großen Schlackenhalde aus Eisenerz, vermutlich vom Säuling stammend, die unter den Dorfplatz und den Friedhof reicht. Entdeckt wurde die Schlackenhalde, die eine Eisenverarbeitung vom 6. bis ins 12. Jahrhundert belegt im Jahre 1935 beim Aufstellen des Maibaumes.
Das steinerne Kreuz von Roßhaupten steht tatsächlich in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Neubau der Kirche St. Andreas im Jahre 1630. Auf beiden Seiten des Kreuzes, das vonEisenbändern
zusammengehalten wird, befinden sich verwitterte Wappen und folgende Buchstabenkombinationen: WSVR und AMVW. Dies ist die Abkürzung der beiden Stifter des Denkmals: Wolf Simon von Römerstal und
Anna Maria von Welden, seiner Frau. Römerstal war zwischen 1629 und 1633 Pfleger des Bischofs von Augsburg in Füssen. Laut einer mündlichen Überlieferung wurde das Kreuz aus Dankbarkeit für die
Geburt eines Kindes aufgestellt.
Das Steinerne Kreuz markiert das Ende des Geländeanstieges vor Roßhaupten vom Tiefental herkommend. Im Tiefental war der "Wohnort" oder Kultbezirk des pferdefressenden Drachen von Roßhaupten, der von St. Mang besiegt wurde. Tatsächlich kann hinter dieser Sage ein Kult- und Opferplatz für die Göttin Raetia vermutet werden, der durch St. Mang zerstört wurde. Sagen wie der Drachenkampf und der Steinwurf des Teufels auf die Kirche dokumentieren einen Konflikt, der durch die Christianisierung entstanden ist. Dieser Umbruch hat im Allgäu im frühen Mittelalter, um das Jahr 750 stattgefunden.