blinde Seeger
Die "blinden Seeger"
Böse Leute sagen, die Seeger seien von nachmittag drei Uhr an blind; das hätten sie auch einmal bei einer Hochzeit in einem Nachbarorte bewiesen, zu der sie in großer Anzahl, jeder mit seinem eigenen Fuhrwerke, angefahren kamen. Da hätten sie sich gar gütlich getan und sich's prächtig schmecken lassen, sowohl Essen als Trinken. Als sie aber des Nachmittags um drei Uhr zu ihrer Heimfahrt einspannten, hätten sie durch die Bank ihre Gäule verwechselt, also daß jeder mit einem fremden heimkam und darob viel Verwirrung entstand. Das sei aber nur daher gekommen, daß sie von dieser Zeit an blind sind, und drum ist auch heutigen Tages noch "blinder Seeger" sprichwörtlich.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 291, S. 300f.
Ob hinter der Sage ein kultureller Hintergrund steht, lässt sich nicht feststellen.