Wilde Fahrt bei Füssen

Zwischen Weißensee und Füssen, entlang des dortigen Bergzuges ging vor alters die Wilde Fahrt häufig. Man konnte dann Gefährte mit Rossen in den Lüften dahin ziehen sehen und vernahm ganz wunderbar schöne und liebliche Musik.

 

Manche sind aber auch schon mitgenommen worden, und wer von der Fahrt gerade überrascht wurde, konnte dem gleichen Schicksal nur entgehen, wenn er sich quer auf seinen Weg legte.

 

In der Nacht hörte man von Weißensee oft wildes Geschrei und mit lauter Stimme "hau! hau!" rufen. Dabei wurde das Holz unruhig und die Bäume bewegten ihre Wipfel und schüttelten sich. Auch Huftritte konnte man vernehmen. Besonders häufig waren diese Erscheinungen zu heiligen Zeiten.

Salober und Schlicke
Salober und Schlicke

Die Sagen von der wilden Jagd, oder dem Nachtvolk gelten als vorgermanisch, obwohl in späteren Zeiten oftmals germanische Göttinnen und Götter als Heerführer genannt werden, wie Wotan, Odin, die Hel oder die Holla. Im Alpenraum wird das Wilde Heer oft von der Percht angeführt. Der Name Percht kommt wahrscheinlich von perata = strahlend.

 

 

Sagen vom Nachtvolk gibt es in ganz Europa. Das Phänomen, das regional deutlich verschiedene Ausprägungen hat, ist in Skandinavien als Odensjagd bekannt und hier eng mit der Julzeit (Wintersonnwende) verbunden. In England wird der Zug „the Wild Hunt“ genannt, in Frankreich Mesnie Hellequin, chasse fantastique, chasse aérienne, chasse sauvage. Im Wallis heißt es Gratzug. Zum Schutz gegen das Nachtvolk wurden z.B. an Wegkreuzungen, bei denen das Nachtvolk besonders gern durchzog, Hufeisen vergraben.

 

Als Zeiten, in denen die Muetes besonders oft gesehen werden ist um Martini (11. November), zwischen dem Barbara-Tag und Maria Empfängnis (4. – 8. Dezember) und die Zeit der zwölf heiligen Nächte nach Weihnachten bis zum Drei-Königs-Tag.Dann brausen Stürme, die in den dunklen Winternächten mit ihrem Wutgeheul Haus und Bewohner erzittern lassen. Sie verdichteten sich im Glauben der Ahnen zum wütenden Heer, das bei uns noch als Wuetes oder Muetes bezeichnet wird.

 

Der Name Muetes ist im ganzen alemannischen Sprachraum verbreitet. Er leitet sich ab, von dem althochdeutschen Wort muot = Sinn, Seele, Gemüt, Kraft des Denkens, Empfindens, Wollens. Es findet sich auch in Wörtern wie VerMUTen, geMÜTlich, ZuMUTung. Auch in Bergnamen hat sich das Wort erhalten: Hohe Mut, Muttekopf, Mutmalspitze.

 

 

Mit dem Wind- und Seelengott Wode fährt das Heer der abgeschiedenen Seelen das Volk der Verstorbenen durch die Lüfte. Und wenn der niederdeutsche Bauer sagt: „Der Wuode jagt", meint der Gebirgler unserer Heimat: „Das ist s' Wuetes!" Wie innig die Vorstellungen von Wuotes Heer in unserem Volke den Lauf der Jahrhunderte überdauerten, erzählen unzählige Sagen und einzelne Bräuche.

 

Die Verbindungslinie über den Salober zwischen dem Falkenstein (früher Manzeberg) bei Pfronten und dem Hohen Schloss in Füssen hat besonders viel Mythologie auf sich gezogen Dies zeigt sich an den vielen Sagen die mit diesem Bergrücken verbunden sind.

 

Bezeichnend ist auch, dass St. Mang den Weg über den Salober nimmt, als er von Pfronten nach Füssen kommt. (vgl. Elisabeth Wintergerst, Orte der Göttin & Magnuslegende)

 

Vielleicht läuft über den Salober eine Energielinie, die zu gewissen Zeiten in Form eine Prozession begangen wurde. Darauf deutet auch die Sage vom unterirdischen Schatzgang vom Falkenstein nach Hohenschwangau.