Glocken St. Mang

Glockenturm St. Mang Füssen
St. Mang Füssen

Zu St. Mang in Füssen hängt eine Glocke, die besonders hochgeweiht und wettermächtig ist. Wenn man sie läutet, kann kein Wetter schaden.

Als einmal ein schweres Gewitter über der Stadt stand und man die Glocke läutete, hörte ein Mann, der auf dem Wege nach Vils war, aus einer Wolke eine Stimme über den Lech hinüber rufen: "Schlag! Schlag!" Da rief eine andere Stimme zurück: "Ich kann nicht, Stank Mange Hund bellt!"

Ein andermal hörte einer ebenfalls aus den Gewitterwolken rufen: "Fort! Fort! Sankt Mange Hund bellt schon!"

 

Das Läuten von Glocken bei Unwetter, insbesondere zum Schutz vor Gewitter und Hagelschlag ist weit verbreitet. In Tirol hatte jedes Dorf seine eigene Wetterglocke, meistens war es die größte Glocke des Geläuts. Eine Wetterglocke findet sich etwa in Breitenwang bei Reutte/Tirol. Die Glocke wird der "brüllende Stier von Breitenwang" genannt.

 

In Füssen nun heißt die Wetterglocke "Mange Hund".

Glockenaufzug St. Mang
Glockenaufzug St. Mang

DER HUND

Der Hund hat eine starke mythologische Bedeutung. Ihm wird nachgesagt, er könnte Geister erspüren. Oft werden Schätze von schwarzen Hunden bewacht.

Bei den Griechen sitzt vor dem Eingang zur Unterwelt der Hund Kerberos. Meist wird er mit drei Köpfen und einem Schlangenschwanz dargestellt. In der germanischen Götterwelt hat die Totengöttin Hel den riesigen Hund Garm zur Seite.

Ferner werden die Göttinnen Holda, Hekate, Diana und die Mondgöttin Artemis von einem Hund begleitet.

Der Hund symbolisiert Treue und die starke Bindung zwischen Mensch und Tier. Das Symbol des Hundes galt als Glück und wurde oft in der keltischen Kunst und Dekor benutzt. Hunde waren die Boten von Gesundheit und deren Kameradschaft hielt Krankheiten, die durch Einsamkeit und Ablehnung entstanden sind, fern.

Hunde haben Heilkräfte: so wurden bei keltischen Kraftplätzen, die als Heilstätten gelten, mehrfach Hundeskelette entdeckt. In Erinnerung sei dabei auch gerufen, dass in der Opfergrube der Krypta unter dem Hochaltar von St. Mang bei Ausgrabungen Hundeknochen entdeckt wurden.

 

SPRICHWORT

Das Sprichwort „dort liegt der Hund begraben“ steht ebenfalls in diesem Zusammenhang. In Sagen werden oft Schätze von Drachen oder feurigen (schwarzen) Hunden bewacht. So wurde ein Hund mit dem Schatz begraben, damit er diesen weiter bewachen kann. In der Vorstellung der Menschen früher gab es keine wirkliche Trennung zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt. Deswegen hatte ein bereits verstorbener Hund weiterhin die Kraft als Wächter zu dienen.

 

STERN

Der Hundsstern "Sirius" ist der hellste Stern am Nachthimmel. Er steht in einer Linie mit den Gürtelsternen des Orion und ist im Winter sichtbar.

ATTRIBUT

Der Hund an der Leine ist das Attribut von St. Veit, der zu den 14 Nothelfern gehört. St. Veit schützt vor dem "Veitstanz" - einer Krankheit, die Mensch und Tier in wilde Zuckungen und Raserei versetzt.

Der Gedenktag des Hl. Veit ist der 15. Juni und liegt nahe der Sommersonnenwende. Nachdem die Kapelle im Hohen Schloss ein Veits-Patrozinium hat, könnte hier ein Zusammenhang bestehen.

 

GELÄUT

Die Kirche St. Mang hat aktuell folgendes Geläut:

 a-Glocke, dem hl. Magnus geweiht.

h-Glocke, der Mutter Gottes und den Gefallenen der beiden Weltkriege geweiht. Inschrift: "Wenn ich ertöne denkt eurer Söhne die Blut und Leben für euch gegeben".

cis-Glocke, dem hl. Josef und dem hl. Antonius geweiht.

e-Glocke, der hl. Mutter Anna geweiht.

fis-Glocke, dem hl. Benedikt geweiht.

(Franz Xaver Lipp, Füssen im Wandel der Zeiten, I. Teil)