Lusalten - Lechfall

Lusalten
Lusalten

Der Name Lusalten wird Anfang des 12. Jh. erstmals genannt, eine andere Bezeichnung für diesen Ort ist Rosalten. Er bezeichnet die Lechschlucht oberhalb von Füssen, den Ort, wo der Lech die Alpen endgültig verlässt.

Lechfall
Lechfall

Der Name Lusalten hat schon die gelehrten Mönche von St. Mang beschäftigt. sie deuteten ihn als "Julii saltus", Julius Caesar (bzw. der Hl. Magnus) habe dort den Lech übersprungen. Unstreitig handelt es sich um einen vorgermanischen Namen. Thaddäus Steiner stellt in seinem Ortnamenbuch eine Verbindung zu Flurnamen in Graubünden/Schweiz her, welche die Bedeutung von Wasserfall, Felswand, Abgrund und Schlucht haben. Weiter vergleicht er mit Wortformen von "lubia" am südlichen Alpenrand, mit der Bedeutung von Überschwemmung, Schlucht, Erdrutsch, Bergsturz, Steilabhang, Lawine. Zu beachten ist auch der synonym verwendete Name ROSalten. Nach Inge Resch-Rauter bezeichnet die Silbe ROS einen heiligen Bezirk, vgl. der ROSengarten des König Laurin.

Erst in späterer Zeit wurde die Silbe "Ros" nicht mehr in der sakralen Bedeutung verstanden und daher profan umgedeutet, es wurde ein Zusammenhang mit den Blumen Rosen oder mit Rossen (Pferden) oder dem Ruß (schwarz) oder Russland (wg. Kälte) hergestellt.

Am Lusalten findet sich in mehrfacher Hinsicht eine Zwischenwelt. Und jede Zwischenwelt ist ein Übergang in eine andere Realität oder Wirklichkeit. Wir haben hier den Übergang zwischen Alpen und Ebene, zwischen Wasser und Luft, zwischen Wasser und Fels. Hier begann für jeden Wanderer nach Süden die gefährliche Überquerung der Alpen. Gerade im Winter kann man die Magie dieses Ortes spüren, wenn aus der Schlucht die Dampfschwaden steil nach oben schießen. Eine profanisierte Form der Begehung von Übergangszeremonien finden wir in dem Brauch, den Übergang zwischen dem alten und dem neuen Jahr mit Raketen und Böllern zu beschießen. Leider sind die auch die starken Orakel, die z.B. mit dem Jahreswechsel verbunden waren, verblasst (Tiere können sprechen, Verstorbene kommen zurück und weissagen, wer sterben wird im nächsten Jahr, man sieht den kommenden Liebhaber usw....) oder in den Kitsch abgesunken (z.B. Bleigießen)

Schalenstein Magnustritt
Schalenstein Magnustritt

Was berichtet die Magnuslegende über den Lusalten, diesen Ort des Übergangs und der Verwandlung?

Der Hl. Magnus war auf der Flucht vor gewalttätigen Heiden, die ihm nachstellten, an die Klamm des Lechs geflohen, wo man es heute noch Lusalten heißt. Mit Gottes Beistand tat er jenen mächtigen Sprung über den Abgrund der brausenden Lechschlucht, der ihn seinen Verfolgern entzog und dessen Spur bis auf den heutigen Tag als "Mangentritt" im Felsgrund zu sehen ist.

 

Fußsteine sind überall in der alteuropäischen Kultur bekannt. Wurde eine Frau initiiert, trat sie in die Fußstapfen und in Kontakt mit dem Wesen des Steines, der meistens ein Landschaftsheiligtum der Ahnen war. Durch den heiligen Stein trat sie in die Nachfolge der Ahnen und wurde durch sie geweiht. So ist überliefert, dass Fußsteine bei der Abgabe von Versprechen und bei Hochzeiten in Gebrauch waren. Der Bräutigam ehrte die Frau in der Nachfolge der Göttin und als deren Stellvertreterin. Bei solchen Steinen wurde auch Recht gesprochen und verhandelt. An Ahnensteinen fanden auch Fruchtbarkeitsrituale statt. Einen Deutungsansatz liefert auch der Begriff "Jungfernsprung", der mancherorts in ähnlicher Lage in der Landschaft in Gebrauch ist. Dies waren z.B. Steine wo Frauwerdungsfeiern stattfanden und damit Dankbarkeit gezeigt wurde, dass ein Mädchen seine Fruchtbarkeit erlangt hatte.

Im "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens" findet sich:

"In der Fußspur bleibt die Wesenheit einer göttlichen, menschlichen oder dämonischen Person. Wer meine Spur ergriffen hat, hat mich ergriffen; darum soll man nicht in die Fußstapfen eines Ehebrechers treten, sonst bricht man ein Bein."

In gleicher Weise vertritt das Hufeisen das ganze Pferd und so wurden z.B. als "Ersatz" für das Pferdeopfer Hufeisen geopfert.

Schalensteine wurden aber auch als Opfersteine gebraucht. In eine Schale wurde z.B. Öl gefüllt und mit einem Docht angezündet. Auch Getreide, Bier, Wein und Milch wurden so geopfert, in dem man die Vertiefungen des Opfersteins damit füllte.

Schon in der Steinzeit war Füssen der Ausgangspunkt für die Überquerung der Alpen. Hier begannen Reisen, die oft Wochen und Monate voller Gefahr und Ungewissheit mit sich brachten. Genauso hatte man in Füssen nach einer Alpenüberquerung die Gewissheit, dass man es "geschafft" hatte. Beides, - die Abreise, wie die Ankunft – mag der Anlass für viele Opfer am markanten Landschaftspunkt des Lusalten gewesen sein.

Noch heute kommen manchmal alte Leute aus dem Füssener Land und aus dem angrenzenden Tirol, um aus dem Schalenstein am Lusalten Wasser zu schöpfen. Nach der Überlieferung hilft dieses Wasser bei allen Kopfleiden: wenn man schlecht sieht und hört, aber auch bei Kopfschmerzen und Dummheit.