Ruesgeweible Roßhaupten

Einen frischgebackenen Laib Brot musste man in der Gegend von Roßhaupten auf den Tennen legen, wenn man das Ruesgeweible locken wollte, um Nachwuchs zu bekommen. Während der Niederkunft der Frau durfte niemand das Haus verlassen, weil dadurch das Weible in seinem Umgang gestört wurde; das wäre der Wöchnerin schlecht bekommen. Dieser "Umgang" führte das Weible dreimal ums haus; es sprach dabei unverständliche Segensworte und verschwand dann jedesmal ganz eilig. Lädt man das Weible zur Niederkunft nicht ein, dann wird es kein schönes Kind, und es sind Verwachsungen zu befürchten. (Weitnauer, Allgäuer Sagen)

Baumwesen
Baumwesen

Die Art und Weise, wie Kinder gebracht werden und die Orte, von denen sie kommen, sind in der europäischen Mythologie sehr vielfältig. Geblieben ist nur noch der Storch als Kinderbringer. Früher waren es weise und alte Frauen, als Vertreterin der Ahnfrau einer Sippe oder die Hebamme. In Nordböhmen kommen die Kinder "durch den Schornstein", dem magischen Kanal zwischen dem Inneren und dem Äußeren des Hauses. In der Schweiz haben sich noch viele Kinderherkunftssteine erhalten. An anderen Orten werden die Kinder aus einen alten Baum oder aus einer Felsspalte geholt.

Sagen von alten Frauen, welche die kleinen Kinder bringen sind im Allgäu neben Roßhaupten noch an folgenden Orten überliefert: Huttenwang (das Jackle), Wertach (das Bratweible), Pfronten-Dorf (das Muelteweible), Altusried (das Wiesweible), Kohlhunden (das Kluibeweible),  vom Auerberg (das Echtweible), Wiggensbach (das Gschnaitweible), Durach (das Sulzeweible) und Friesenried (das Stanisweible)