Irrlichter Weißensee
Die Lichtlein von Bachtal und vom Schwarzenbach am Weißensee waren seelengut. Wenn ein verspäteter Wanderer noch durch das Wasenmoos nach Füssen musste, brauchte er bloß zwei Vaterunser zu beten, gleich kamen zwei Lichtle und leuchteten ihm, eins links, eins rechts, bis ans Stadttor, wie kleine blanke Laternen.
Wie aber einmal ein Füssener Stadtknecht glaubte, er könne die Lichtlein missbrauchen, da ging es anders. Jener gröhlte in seinem Rausch die geforderten Gebete ohne Ehrfurt. Da kamen anstelle der freundlichen Lichtlein ein paar borstige Wildsäue. Die wälzten den Flegel kreuz und quer durchs Moos, dass er keinen Kleiderfetzen mehr am Leib behielt. Am anderen Morgen fand man ihn pudelnackig, über und über voll Schlamm, in einer Wasenlache.
Lichterscheinungen stehen oft in Zusammenhang mit der Anwesenheit von Seelen. In Moosgebieten wurden früher Bestattungen vorgenommen von Leichen, die nicht in die "geweihte" Erde des Friedhofs durften. Etwa von ungetauften Kindern, Verbrechern oder Fremdlingen, über die man nichts wußte. In diesen Feuchtgebieten wurden daher auch besonders häufig Irrlichter wahrgenommen.
Eine der am besten erhaltenen Moorleichen in Deutschland wurde in der Nähe von Peiting gefunden. Angela Dopfer-Werner hat diesen Fund als Ausgangspunkt für einen historischen Roman gewählt: "Mein Name ist Afra" ist eine gelungene Beschreibung des Lebens der Menschen im Voralpenland im späten Mittelalter.