Geisterschimmel Eichelschwang
In dem Schweikertwald, der sich zwischen Leuterschach und Görisried oberhalb Eichelschwang an dem linken Ufer der Wertach ausdehnt, die hier ein tiefes und teilweise enges und felsiges Tal durchströmt, war es früher nie recht geheuer. Man sah da oft einen geisterhaften Schimmel, der keinen Kopf hatte, herumspringen, und dann ging es in dem Holz jedesmal an ein entsetzliches Krachen und Prasseln, als wollten die Bäume allesamt abbrechen und zusammenstürzen. Am ärgsten war das wilde Getöse jedesmal, wenn der Schimmel in der "Bärenhöll", einer früher greulichen Wildnis östlich vom Ried, von der Anhöhe in das felsige Wertachtal hinabsprang. Hintennach hat man aber in dem Walde nie die geringste Veränderung oder Zerstörung wahrnehmen können.
In dem Walde soll früher auch ein Schloss gestanden sein und zwar auf dem höchsten Hügel im sogenannten Kopfholz unweit der Lüssen. Diese Schloss soll dann versunken sein, man weiß nicht mehr, weshalb. Aber nach drei (acht) Tagen habe man noch den Hahn in der Tiefe krähen hören. Der alte S. Höbel von Eichelschwang soll an dem Platze schon Backsteine und Eisen ausgegraben haben. Ob der geisterhafte Schimmel von diesem Schlosse herstamme, weiß man nicht, und überhaupt nicht, was für Bewandtnis es mit ihm hatte.
In einem andern Teil des Waldes, im Schwabbachtel, soll ein Schatz ruhen, der von einem schwarzen Pudel bewacht werde.
Karl Reiser
Tatsächlich liegt 1000 m südöstlich von Eichelschwang die Befestigung "Kopf", die den Charakter einer kleinen Fliehburg trägt. Im Innenraum findet sich eine ca. 5 m breite Grube. Im Jahr 1515 gibt es eine schriftliche Erwähnung der Befestigung. Dabei ist die Besonderheit, dass der Wall größtenteils aus aufeinander geschichteten Steinen besteht, die vielfach Brandspuren aufweisen. Möglicherweise handelt es sich um eine keltische Wallanlage, deren Holzverstärung einmal durch Brand zerstört wurde. Das Geschlecht der Schweickart waren die Besitzer der Herrschaft Westerried, Kipfenberg und Eichelschwang.
Der springende Geisterschimmel kann auf einen vorchristlichen Opferplatz hindeuten, an dem Opfertiere in die Tiefe geworfen wurden. In diese Richtung deutet auch der Ortname "Lüssen" von "das Los (über ein Opfer?) werfen". Der schreiende Hahn ist evtl. als Wortspiel zu verstehen. Denn Hahn bedeutet übersetzt Gallus = Gallier = Kelten.
In manchen Sagen ist der Schimmelreiter auch der Anführer der Wilden Jagd.