Reinhardsried
Das Dorf Reinhartsried bei Unterthingau wird in der Umgegend oft "das Hexenländle" genannt, ohne das man geau weiß weshalb. Einige meinen, das komme daher, dass hier ehedem die Hexen immer so arg ihr Wesen getrieben hätten, so dass einmal in einer einzigen Nacht nicht weniger als sieben Kinder "verkrummet", d.h. krumme geworden seien, und dass einmal achtzehn Sommer hintereinander das Wetter geschlagen und man sieben Jahre lang gar keinen Dreschflegel nötig gehabt habe.
Andere aber sagen, an dem Namen sei niemand anderer schuld als die ehemalige "Hundsmarei"; die sei immer in der ganzen Umgegend herumgezogen und habe in Hunden, Katzen und Hennen gehandelt, habe aber überall als eine Erzhexe gegolten, die die leute schädigte, wo sie konnte. Als man sie endlich eingezogen habe, habe sie noch gesagt, man werde an sie denken und sehen, was für ein Wetter komme, und da habe es nicht lange gedauert, so sei ein entsetzliches Gewitter herangezogen und habe so getobt und gewütet, das alle Dächer abgedeckt wurden.
Reiser
Die Sage ist ein deutliches Beispiel für die Dämonisierung der Fähigkeiten von weisen Frauen. Aus der Kunst des Wettermachens ist die Unwettermacherin geworden. Aus der Heilerin diejenige, die Kinder verkrüppelt. Ursprünglich war es wohl so, dass in Reinhartsried noch viele Frauen gelebt haben, die altes Wissen weitergegeben haben.