Hinterstein

Hinterstein wurde zu Bad Hindelang eingemeindet. Ein großer Stein im Tal der Ostrach, früher vermutlich als Kultstein verehrt, dürfte namensgebend gewesen sein. Im Tal wurde bis ins 19. Jahrhundert Erz abgebaut Inzwischen abgerissene Zollhäuser sind ein Hinweis drauf, dass es über die Willersalpe einmal einen oft begangenen Übergang ins Lechtal gab.

Hinterstein
Hinterstein

Wildfräuleinstein

Wildfräuleinstein
Wildfräuleinstein

In dieser Höhle hausten vor Zeiten wilde Fräulein. Wieviel es ihrer waren, kann man heute nicht mehr sagen, aber man weiß, daß drei von ihnen Rezabell , Stutzamuzza und Hurlahutsch hießen. So erschienen sie den Bergheuern und Sennen, waren freundlich gegen die Menschen, ja manchmal kamen sie bis nach Hinterstein in die Häuser. Einmal heiratete eines der Fräulein einen Burschen aus dem Dorf, aber ausdrücklich unter der Bedingung, daß man ihr keinen Namen gebe. Denn, würde man zufällig ihren Wirklichen treffen, so, müßte sie sogleich fortgehen. Der Bursche und das Fräulein lebten lange glücklich miteinander. Auch die Nachbarn hatten die fleißige Frau lieb. Eines Tages stand sie im Garten und wurmte das Kraut ab. Da kam ein anderes Weib des Weges, die rief über den Zaun: "Oh mei liabs Getrüdle, wia fresset dia Würmle deine Krütle." Da wurde das Fräulein leichenblaß, fing an zu weinen und klagte bitterlich darüber, daß sie nun nicht mehr bleiben dürfe, da man sie bei ihrem richtigen Namen genannt habe.

Wildes Fräulein von Hildegard Simon
Wildes Fräulein von Hildegard Simon

Der Wildfräuleinstein liegt 45 Gehminuten oberhalb von Hinterstein. Der beeindruckende Felsen mit seinen drei Aushöhlungen, die oberen "Kuche und Gaden" genannt, dürfte bis in die Altsteinzeit Behausung der ursprünglichen Bevölkerung gewesen sein. Die Künstlerin Hildegard Simon hat die sagenhaften wilden Frauen als Schattenfiguren geschaffen und das Umfeld des geheimnisvollen Ortes damit bereichert.

Wildfräuleinstein bei Hinterstein
Wildfräuleinstein bei Hinterstein

Der Name "Rezabell" hat einen Anklang hin zu "Raetia Bella" (schöne Göttin Raetia).

Weiter findet sich in der Sage eine Namensmagie, dass ein Wesen die Menschen verlassen muss, wenn es erkannt wird, in dem es richtig benannt wird. Hier ist es "Gertrüdle", was schließen lässt, dass es sich vielleicht um eine Trude/Trute handelt. Truden sind weibliche Nachtgeister, die drücken. In anderen Erzählformen sind es Frauen, die in der Wildnis aufwachsen und so lange treu bei den Menschen leben, bis sie zurück in ihre Welt gerufen werden. Sie werden mit buschigen Augenbrauen beschrieben, die über der Nase zusammenwachsen. In den Tiroler Sagen geschieht der Rückruf oftmals dadurch, dass ihnen der Tod eines Verwandten mitgeteilt wird und die Trude dessen Stelle einnehmen muss. Die Trude kann als dämonisierte Aspekt der Göttin Diana/Tanna (Artemis) angesehen werden. Diese war für den Schutz der Kinder zuständig. Die Mondsichel war ihr Symbol. Es wurde als Schutzzeichen in viele Kinderwiegen geschnitzt.

Der Bezug zu "Gertrüdle" ist auch in anderer Hinsicht bewußt gewählt. Mit dem Gertrudentag, 17. März, beginnt die Arbeit des Gärtners ("Gertraud den Garten baut") In der Verehrung der Gertrud, die dem Garten Schutz und Fruchtbarkeit schenken soll, schwingt die Frühjahrsgöttin (Ostara, Nerthus) mit.

Schatz am Wildfräuleinstein