Grundmetzger Oberbeuren

Der Grundmetzger bei Oberbeuren

Wenn man von Oberbeuren gegen Friesenried geht und die Steig hinaufkommt, gelangt man an einem "Heuet", "Grund" genannt, vorbei, wo früher ein Schloß gestanden habe und dann versunken sei. Hier geistete der "Grundmetzger", ein großer, schwarzer Mann ohne Kopf. Er erschien plötzlich, ohne daß man ihn herankommen sah, und hat schon oft nächtlich des Weges Kommende eine Strecke weit neben dem Wege begleitet, bis er dann immer ebenso plötzlich, wie er auftauchte, verschwand. Wenn man ihn ansprach oder mit ihm zu "diskurieren anfangen wollte", ist er jedesmal verschwunden. Früher gab es viele Leute, die ihn selbst gesehen hatten, und es sind noch gar nicht so viele Jahre her, da wollten ihn neuerdings einige gesehen haben und ging wieder streng die Rede von ihm.

 

Dabei kam es vor, daß einzelne ihn deutlich sahen, während andere, die auch dabei waren, von allem nichts wahrnehmen konnten. Man fürchtete ihn früher allgemein, und viele getrauten sich nachts gar nicht, den Weg allein zu gehen.

 

Einmal wollten auch einige mit ihm "das Gespött machen" und gingen hinauf, daß sie den Grundmetzger auch sehen würden. Der Geist erschien auch richtig, warf aber die Vorwitzigen alsbald in den Straßengraben, daß ihnen Sehen und Hören und aller Übermut gründlich verging und sie nicht mehr witzeln mochten. Sonst hat er den Leuten nie etwas getan, doch droht man zuweilen jetzt noch den bösen Kindern mit ihm. Einige sagen, der Geist sei zu Lebzeiten ein Metzger und Wasenmeister gewesen und habe als solcher die Leute betrogen und geschädigt, weshalb er habe geisten müssen.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus"

Wie in der Sage von der Märzenburg findet sich hier der Hinweis auf ein ehemaliges Schloss