Märzenburgfräulein

Märzenburg und Märzenfräulein bei Kaufbeuren.

Geht man von Kaufbeuren auf der Oberdorf-Füssener Straße in der Richtung gegen Biesenhofen zu, so gelangt man nach etwa 20 Minuten an der einzelstehenden Pudelwirtschaft vorbei an den Fuß des nördlichen Ausläufers eines bewaldeten Höhenzuges, der von Biesenhofen herabzieht, und an dem entlang die genannte Straße und auch die München-Lindauer Eisenbahn hinführt. Der nördlichste Teil dieses Höhenzuges, zu dessen Füßen ein Bahnwärterhäuschen und ein Bauernhof liegt, fällt nach drei Seiten in ziemlich steiler bewaldeter Böschung ab und heißt im Volksmunde die Märzenburg.

 

Steigt man auf der Nordseite die bewaldete Böschung hinan, so gewahrt man oben angekommen, etwa 50 Schritte vor dem regelmäßig geformten höchsten Punkt, zwei grubenartige Vertiefungen. Die kleinere davon soll von den mißglückten Versuchen, hier Schätze zu graben, herrühren. Von der größeren daneben aber soll ehedem ein jetzt freilich verfallenes Loch in die Tiefe, in die unterirdischen Räume und Gewölbe der Burg geführt haben, von dem noch jetzt lebende alte Leute der Umgegend wissen, und durch das sie in ihren Kinderjahren öfters Steine hinabgeworfen hätten, die man dann lang habe kollern hören. Auf dem wohlabgerundeten kleinen Hügel soll vor alten Zeiten eine Burg gestanden haben, die Märzenburg, die später versunken sei, und an die sich die Sage vom "Märzenfräulein" knüpft.

Kaufbeuren Märzenburg
Kaufbeuren Märzenburg

Das Wort "Märzen-" könnte eine Verballhornung des Wortes "Manzen" sein. Das Verb manzen ist ein altes, nicht mehr gebräuchliches Wort für hexen, zaubern in Tirol. Die Sage von der Manzenburg zwischen Pfronten und Vils geht in diese Richtung. Und bei St. Gallen/Schweiz gibt es einen Berg, der Menzlen heißt und vermutlich mit der Vertreibung der "Dämoninnen" durch St. Gallus in Verbindung steht.

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich das Wort von dem mittelalterlichen Wort "merzen, merzeln" (= verhandeln, tauschen, Handel treiben) ableitet, vergl. Kommerz. Dann wäre das die Beschreibung eines Ortes, an dem zwei Kulturen aufeinander trafen und sich austauschten.