Venediger

Das Venedigermännlein in Häselgehr

Nach Häselgehr kam in alten Zeiten öfters ein Venedigermännlein und blieb dann gewöhnlich beim alten Kronenwirt über Nacht. Es trug ein kleines Säcklein bei sich und besaß einen venedischen Spiegel. Dieser zeigte ihm alle Orte an, wo in den Bergen unterirdische Schätze ruhten, und es nahm auch jedesmal davon reichlich mit. Als das Männlein wieder einmal beim Kronenwirt eingekehrt war und seine Zeche bezahlen wollte, griff es anstatt in den Geldbeutel in das Säckchen, nach eine Hand voll Erde heraus und legte sie dem Wirt statt des Geldes auf den Tisch: "He, guter Freund!" sprach dieser, "man bezahlt bei mir nicht mit Erde!" Da bedeutete ihm aber das Männlein, er solle sich doch das Erdhäuflein einmal näher ansehen. Siehe da, es war purer Goldstaub! Nun begehrte der Wirt nicht mehr auf, strich den Goldstaub mäuschenstill vom und war mehr als zufrieden. Das Venedigermännlein ist später plötzlich ausgeblieben und nie mehr nach Häselgehr gekommen.

Reiser

Hildegard Simon Venediger
Hildegard Simon: Venediger