Schlangenbeschwörer

Schlangenkönigin Steeg

In Steeg oberhalb von Holzgau im Lechtal lebte einmal ein Zauberer. Dieser versprach, die Bergmähder von den Würmern deren Anzahl in furchtbarer Weise zugenommen hatte, zu befreien. Er ging deshalb auf den Berg, machte ein großes Feuer an und sagte dann zu den Leuten: "Wenn ihr eine Schlange pfeifen hört, so lauft allsogleich davon! Dann pfeifen kann nur die Schlangenkönigin und die durchbohrt jeden, den sie antrifft." Die Leute gingen fort und wareten in der Nähe; dann begann der Schlangenbanner, in einem Buche zu lesen. Als er eine Weile gelesen hatte, schossen von da und dort Schlangen herbei und stürzten ins Feuer. Zuletzt hörte man wirklich ein grelles Pfeifen, und darauf schoss eine schneeweiße Schlange, die ein goldenes Krönlein auf dem Kopfe hatte, herbei und durchbohrte den Beschwörer, so dass er maustot niederfiel.

Reiser

Eine nahezu inhaltsgleiche Sage gibt es von der Rickenalp im Hintersteiner Tal und von der Ödenalp im Tannheimer Tal. Vermutlich wird ein Konflikt mit einer vorchristlichen Kultur, symbolisiert durch Würmer und Schlangen beschrieben. Denn Schlangen und Kröten sind die ältesten Begleittiere der Muttergöttin. Sie sind Symbole für Geburt, Tod und Wiedergeburt.