Weiße Frau Breitenwang
Die weiße Frau zu Breitenwang
In Breitenwang spukt auf dem Friedhof eine weiße Frau. Es ist nicht gut, zur Nachtzeit dort vorüberzugehen, denn diese weiße Frau wirft jedem, der am Friedhof bei nächtlicher Weile hinwandelt, einen schneeweißen und eiskalten Leinlacken oder ein Totenhemd über, und das haftet so fest an ihm, es mag sich einer drehen und wenden wie er will. Und dann ist er nach drei Tagen eine Leiche.
Alpenburg
Die Sage ist wahrscheinlich ein Hinweis auf einen Orakel-Ort und wurde im nachhinein negativ belegt. Während heute die Farbe des Todes und der Trauer schwarz ist, wurde früher die Farbe weiß mit dem Sterben verbunden. Dementsprechend werden Geister und Vorboten des Sterbens als weiße Erscheinungen erlebt. Zugleich ist die weiße Frau auch die "weise Frau", die Ratgeberin ist. Da die Ahnen nicht mehr so stark an Raum und Zeit gebunden sind, geben sie "Vorahnungen" weiter. Friedhöfe waren deswegen bei unseren Vorfahren oft Plätze, an denen man Rat gesucht hat. Hier kam man in Kontakt mit seinem Schicksal. Etwa die Kelten feierten den Jahreswechsel (Samhain) zusammen mit ihren Vorfahren auf deren Gräbern um mit ihnen gemeinsam in die Zukunft zu schauen und zu gehen. Teile dieses Brauches haben sich als Fest Allerheiligen bis heute gehalten.
Hinter der Weißen Frau von Breitenwang steckt vermutlich die Percht, die jedoch nicht namentlich genannt wird. Percht leitet sich von dem römischen Wort perata = hell, strahlend ab. Die Percht in ihrer Parallelgestalt der sorbischen Murawa wird etwa als "Nachtgespenst" charakterisiert. Dies kommt der Darstellung der weißen Frau von Breitenwang sehr nahe.