Hexenbödele
Der Sage nach wird der Absatz unterhalb des Säulinggipfels von den Hexen als Tanzboden verwendet. (Hexabödele) Aus den Latschenwedeln haben, so erzählt man, die Hexen den Wein gewunden, wie die Wäscherinnen das Wasser aus der Wäsche auswinden. Sie haben üppige Gelage gehalten und getanzt und dabei ihrem Obersten gehuldigt, der in ihrer Mitte saß, die Hexenbeichte hörte und den Teufelssegen austeilte. Trafen sie auf ihrer Fahrt zum Bödele einen, der "nichts Rechtes war", was sagen will, dass er im Falle eines plötzlichen Todes der Hölle gehört hätte, den packten sie gleich und nahmen ihn mit durch die Lüfte zum Hexentanzplatz. Am Kreuzweg zwischen Reutte und Mühl, da wo einst ein Feldkreuz stand, da hatten die Hexen freie Fahrt. Hier konnten sie am leichtesten jemanden mitnehmen.
In Bidingen hieß es einst, der Auerberg sei der Mittelpunkt eines ganzen Netzes von unterirdischen Gängen, die vom Gipfel des Auerbergs unter anderem auch zum Gipfel des Säuliings und Peißenbergs gegangen seien. In diesem Labyrinth aber finden sich nur die "Welschen", d.h. die Venediger zurecht. Gerät eingewöhnlicher Mensch hinein, wird er vom strahlenden Goldglanz der Wände auf der Stelle blind.
Nach einer weiteren Sage riss der Teufel persönlich einen Felsen des Säulings ab und schmiss ihn in Richtung Roßhaupten, um dort den Bau der Kirche zu verhindern. doch als das Abendläuten zu hören war, fiel der Stein senkrecht auf den Boden und blieb vor dem Dorf liegen. Er kann der imposante Stein heute noch besichtigt werden. Auf ihm wurde ein Steinkreuz aufgestellt.
Im Allgäu gibt es an vielen Orten Schimmelreiter, die herum geistern. Fast immer sind es büßende Seelen, die auf einem weißen Ross aus der Unterwelt auf die Erde zurückkommen um eine Schuld zu sühnen oder um die Lebenden zu warnen. Auch auf dem Lettenfeldle, am Fuße des Säulings und des Dürrenbergs bei Pflach zeigte sich früher des öfteren diese Gestalt.
Es gibt auch eine Prophezeiung, die den Weltuntergang betrifft. Wenn der Antichrist erscheinen wird, ist der Säuling durch Wind und Wetter schon so niedrig geworden, dass man bequem mit einer Kutsche auf den Gipfel hinauffahren kann. Der Antichrist wandert durchs Lechtal ins Allgäu. Auf dem Säuling wird er sein Zeichen aufrichten. Der Steinblock am Ortausgang von Roßhaupten wird ins Tal rollen und dabei St. Mangen Kapelle eindrücken. Von dem Augenblick an sind es noch genau sieben Jahre, sieben Monate und ebenso viele Tagen und Stunden, bis der Antichrist nach Roßhaupten kommen. Alle Berge werden zusammengeschoben und so zum Thron Gottes werden, zu den Allgäuern kommt das jüngste Gericht zuerst, weil sie diesem Thron am nächsten sind.
(A. Weitnauer, Allgäuer Sagen)