Entstehung des Haldensees
Die Entstehung des Haldensee
Da, wo jetzt der Haldensee liegt, stand vor vielen hunderten Jahren ein Bauernhof. Es war der größte und schönste im ganzen Tal. Der Bauer war der reichste Mann weitum und er konnte so manche
Truhe bis oben hin mit Gold und Silber anfüllen. Dieser Reichtum machte ihn stolz und geizig. Seine Finger zählten lieber Geld als die Perlen des Rosenkranzes und der Klang seines Goldes war ihm
lieber als Orgelspiel und Chorgesang
beim Gottesdienst.Dieser Bauer hatte drei Töchter. Alle drei waren sehr schön. Doch auch sie hatte der Reichtum verblendet und hoffertig gemacht. In Samt uns Seide gekleidet, fuhren sie Sonntags
zur Kirche, doch nur um sich bewundern und beneiden zu lassen. Selbst als die Jüngste erblindete änderte sie sich nicht.
Da starb der Vater. Seine Töchter veranstalteten eine prunkvolle Beerdigung und schritten in prächtigen Trauerkleidern hinter dem Sarg her.. Von wahrer Herzenstrauer war jedoch nichts
vorhanden.Bald danach gingen sie daran das Erbe aufzuteilen.. Gierigen Augen beschauten sich die Älteren die Schätze, und mit nicht minderer Gier wühlte die Blinde darin herum. Da wäre wohl alles
Zählen eine müßige Sache gewesen und darum nahmen sie einen Vierling bis oben hin voll, bei der blinden Schwester drehten sie den Vierling um und füllten nur den Raum zwischen Boden und Rand
an.
Als die Blinde den Betrug bemerkte, stieß sie den Scheffel vom Tisch, hob die Faust gegen den Himmel verfluchte den Reichtum und ihre beiden Schwestern.Da kam ein furchtbares Unwetter, tosende Bäche stürzten vom Berg herab und begruben alles unter ihren Fluten und so ist der Haldensee entstanden.
Die Sage von den drei Frauen, hier drei Töchtern, stellt ein uraltes Sagenmotiv dar. Darin verborgen ist die Erinnerung an den Untergang des Matriarchats. Der einstige Reichtum wird zerstört und liegt nun verborgen in einem See. Varianten der Geschichte gibt es von mehreren umliegenden Seen: dem Weißensee, dem Alatsee, dem Urisee und dem Frauensee.
Drei reiche Schwestern, von denen eine blind ist, gibt es auch in der Kaufbeurer Sage von den den Märzenburgfräulein.