St. Nikolaus Tannheim
Die Tannheimer Pfarrkirche war einst religiöser Mittelpunkt des gesamten Tannheimer Tales. Die Kirche ist nach Neustift im Stubai die zweitgrößte Landkirche der Diözese Innsbruck. Sie wurde in den Jahren 1722 – 1724 im Barockstil erbaut. Baumeister war Andreas Hafenegger aus Haldensee.
Der Kirchenpatron St. Nikolaus ist Beschützer der Kinder. Sein Gedenktag ist der 06. Dezember. Nikolaus gilt auch als Seelenführer.
Nachtmesse Tannheim
Der alte S. in Tannheim kam einmal nachts um 12 Uhr am Friedhof der Pfarrkirche zu Tannheim, die dem neiligen Nikolaus geweiht ist, vorbei. Da hörte er aus der Kirche eine herrliche Musik erschallen. Es ertönte ein gar wundersamer Gesang, so schön, wie er es seiner Lebtag nie gehört hatte, und er vernahm deutlich, wie da ein Hochamt gehalten wurde, ohne dass die Kirche anders als denn vom ewigen Licht beleuchtet war. Der S., der selbst ein guter Musikant war, hörte längere Zeit zu und überzeugte sich von der Richtigkeit seiner Wahrnehmung. Niemand aber konnte den Vorfall sich erklären.
Reiser
Die nächtliche "Belebung" von Kirchen und Kapellen gibt es auch etwa in Pflach oder bei der Frau am Berg Kirche in Füssen. Manchmal wird die Erscheinung als die Ankündigung eines bevorstehenden Todes gesehen.
Kirchenglocken Tannheim
Die Glocke ist ein altes Kultinstrument. Glocken hatten ursprünglich die Aufgabe, Übel abzuwenden und besänftigend auf die bösen Mächte einzuwirken. Erst viel später riefen sie die Gläubigen zum Gottesdienst. Vom 6. Jahrhundert an verbreiteten sich die Glocken von den norafrikanischen Klöstern aus über das ganze Abendland. Als die älteste Glocke Nordtirols gilt jene in Lermoos aus dem Jahr 1411.
Die Glocken von St. Nikolaus stammen aus der Werkstatt von Gregor Löffler aus Büchsenhausen/Innsbruck und haben beide Weltkriege unbeschadet überstanden. Es ist das einzige vollständige Löfflergeläut, das noch existiert.
Die große Heiligen- und Wetterglocke ist in C gestimmt. Aufschrift: "Jesus von Nazareth, König der Juden, bewahre uns vor allem Übel, der Friede sei mit euch, ich bin es, fürchtet euch nicht." und "Ain Suessen Klanng Gib Ich. Die Vest Der Heiligen Offenbare Ich. Die Wetter Brich Ich. Die Lebendigen Forder Ich. Die Doten Bewain Ich.
Die "Elferin" ist die zweitgrößte Glocke, in Fis gestimmt. Sie rief früher die Hausfrauen um elf Uhr zum Herd. Aufschrift: "Heiligen und freiwilligen Sinnes zur Ehre Gottes und Befreiung des Vaterlandes. Lobe Gott 1580. Eine Madonna mit einem Kind ist abgebildet.
Die drittgrößte Glocke ist die "Zwölferin", in Dis gestimmt. Die Glocke ist für ihren schönen Klang bekannt. Aufschrift: "König der Ehre, Christus, komme mit Frieden, 1580" Im Halbrelief ist eine Madonna mit Wolkenrand und eine Kreuzigungsgruppe abgebildet.
Die "Kleine" ist die vierte Glocke und in C gestimmt. Sie weist die gleiche Verzierung und die gleiche Inschrift wie die "Zwölferin" auf. Die "Kleine" läutet zur Taufe, sie beginnt beim Läuten der "Schiedung", wenn ein Kind oder eine Frau verstorben ist, und sie ist die letzte beim Schiedungläuten bei Männern. Die "Große" läutet den Sonntag ein und ertönt an Sonn- und Feiertagen beim "Anderläuten". Wehmütig klingt sie, wenn sie das Schiedungläuten bei einem männlichen Verstobenen einleitet.
1782 wurde der "Pestbimmler" eingeführt. Dies ist ein einziger Glockenschlag, der keinen Nachschlag haben durfte, denn leise Töne lockten nach Meinung des Volkes den Schwarzen Tod an. Der "Pestbimmler" wurde abends nach dem Betläuten angeschlagen.