Jungfrauenschreck

Jungfrauenschreck Bichlbach

In der Pfarrgemeinde Bichlbach bestand bis Ende des vergangenen Jahrhunderts noch ein Brauch, der der "Schrecken der alten Jungfrauen" war. Jedes Jahr am Pfingstmontag abends versammelten sich die Burschen des Dorfes, rüsteten sich mit großen Peitschen, großen Kuhschellen, großen Hafendeckeln [Kochtopfdeckeln], mit allerhand Blasinstrumenten aus. Auf Kommando ging der Spektakel los und die Burschen zogen vor jeden Haus, wo eine alte Jungfer, die das Heiraten versäumt hatte, im stillen hauste, und vollführten einen Höllenlärm. Wehe, wenn sich so einen alte Jungfer hätte erwischen lassen: sie wäre unbarmherzig aufs "Sterzinger Moos" getrieben worden, wenn sie sich nicht mir einem Faßl Bier losgekauft hätte.

Wann und wie dieser Brauch entstanden ist, läßt sich nicht ermitteln. Ende vorigen Jahrhunderts ging er allmählich ein.

Tiroler Heimatblätter 1924

Für diesen Brauch gibt es verschiedene Deutungsmöglichkeiten. Am wahrscheinlichsten ist folgende: es gab vor mehreren Jahrhunderten in Tirol vielfach Umzüge, in denen die Percht und/oder das wilde Heer dargestellt wurde. Bis heute haben sich an manchen Orten Perchtenumzüge gehalten. Teilweise wurden diese dann aber von der Obrigkeit verboten, was dazu führte, dass man nunmehr vorgab, in einem wilden Treiben die Percht zu jagen, aber weiterhin den Perchtenumzug durchführen konnte. Diese Umkehrung des ursprünglichen Inhalts konnte aber auch "Wirklichkeit" werden, so dass die Umdeutung den ursprünglichen Sinn komplett überlagert. Dies ist offenbar in Bichlbach geschehen.